Viele Erkrankungen werden heutzutage durch Mangelerscheinungen ausgelöst, geprägt oder gefördert. Das erscheint bei dem Überangebot an Nahrungsmitteln erst einmal nicht plausibel. Wie kommt es, dass der moderne Mensch der Überflussgesellschaft am reich gedeckten Tisch „verhungert“?
Masse statt Klasse
Nahrungsmittel beinhalten nur noch 20-30 Prozent der Vitamine und Mineralien wie noch vor einigen Jahrzehnten. Unsere Böden verarmen immer mehr. Die Züchtungen der Lebensmittel gehen eher in Richtung Masse statt Klasse. So sind oft Produkte auf dem Markt, die nur noch einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Nährstoffe enthalten.
Verfrühte Ernte und lange Lagerzeiten von Gemüse und Obst tragen zu einem verminderten Nährstoffgehalt bei. Obst wird fast ausschließlich im unreifen Zustand geerntet, damit ist der Reifungsprozess unterbunden, der auch durch «Nachreifung» – weg vom Baum oder Strauch – nicht mehr nachgeholt werden kann.
Die Zubereitung in der Küche verändert oder tötet Viele essentiellen Nährstoffe ab. Erhitzt man Vitamine und Enzyme, so gehen sie verloren. Kochen, Backen, Braten, Frittieren oder die Zubereitung in der Mikrowelle zerstören die Vitalkraft eines vormals lebendigen Nahrungsmittels. Nach so einer Behandlung ist der Vitamingehalt auf ein Minimum geschrumpft.
Ohne Lebensfunken
Dem steht die moderne Nahrungsmittelverarbeitung in nichts nach. Fertigprodukten, haltbar gemachten Speisen und Getränken –auch Säften aus dem Reformhaus oder Naturkostladen – sind die Lebensfunken in Form von Enzymen entzogen. Sie würden sonst zu schnell gären. Fast-Food, Fertigsuppen und ähnliches «Designer-Food» stehen in einer Reihe der nährstoffarmen bzw. toten Nahrungsmittel.
Ernährungs-Suizid
Vor dem 2. Weltkrieg waren die meisten Nahrungsmittel «Voll-wert», was soviel bedeutet wie «ganzheitlich» oder «als Ganzes» verspeist. Lebensmittel wurden erst in der Küche verarbeitet und nicht von der Lebensmittelindustrie. Zum Beispiel wurde das volle Korn auch als Vollkorn gekocht oder gebacken. Da aber der Weizenkeim anfällig und so die Haltbarkeit des Mehls und der Backwaren eingeschränkt ist, begann man diesen lebenswichtigen Teil des Korns zu entfernen.
Damit verschwand auch ein Großteil der B-Vitamine und des Vitamin E. Beide sind für die Herz-Kreislauf-Funktion unerlässlich. Der Beginn des Ernährungs-Suizides auf nationaler Ebene nahm seinen Lauf. Mit dem Verschwinden dieser Vitamine begann der rasante Aufstieg von Arteriosklerose, Herzversagen und Schlaganfall als Killerkrankheit Nummer 1. Da sowohl der antioxidative Schutz des Vitamin E fehlte, wie auch Homocystein nur ungenügend abgebaut bzw. umgebaut wurde.
Naturkost ohne Vitalstoffe
Aber auch in der Naturkostecke stehen Produkte, die zwar nicht noch zusätzlich mit Pestiziden und chemischen Aroma- und Farbstoffen vergiftet werden, aber trotzdem nicht sehr lebendig sind und zu einem Mangel an Vitalstoffen beitragen. So werden die Öle bei gequetschten Körnern (Getreideflocken) ranzig, der Gehalt an Vitaminen und Enzymen in Fertigprodukten geht gegen Null.
Mangel an essentiellen Nährstoffen
Manche essentiellen Nährstoffe sind aus unserem Speiseplan verschwunden. Beispielsweise die langkettigen Omega-3-Fettsäuren, die in den wilden Vorgängern unserer Haustiere noch zu 30% vorhanden waren. Heute in Rind, Schwein, Schaf sind sie so gut wie nicht mehr zu finden. Auch das tierische Gehirn ist – spätestens nach dem BSE-Skandal – als gute Quelle für langkettige Omega-3-Fettsäuren von den Speisekarten verschwunden.
Man könnte diese Fette durch den Verzehr von Hochseefisch wie Thunfisch, Makrelen, Lachs, Sardinen oder Hering ausgleichen. Bedauerlicherweise ist der Verzehr von Hochseefisch zur Deckung der Omega-3-Fettsäuren nur bedingt zu empfehlen. Der Fisch ist zu sehr mit Schwermetallen belastet ist. Selbst die WHO (Weltgesundheitsorganisation) rät wegen dieser Belastung nur noch zu einer Hochseefisch-Mahlzeit pro Monat.
Weil es gesund ist
Mangelerscheinungen treten auch bei Menschen auf, die aufgrund bestimmter Diäten oder selbst gewählter Ernährungsrichtlinien bestimmte Nahrungsmittel nicht essen. So werden manchmal aus ethischen oder moralischen Gründen oder auch «weil es gesund ist» vegetarische oder vegane (ohne tierische Produkte, also auch ohne Eier und Milch) Lebensweisen gewählt. Dabei kommt es oft zu einem Defizit an langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die Zufuhr von kurzkettigen Omega 3-Fettsäuren aus Pflanzen ersetzt dies nicht.
Die Werbung bestimmter Firmen, die diese pflanzlichen Öle vertreiben, möchte uns das allerdings gerne glauben machen. Ins Gewicht fällt bei dieser Ernährung auch der häufig auftretende Mangel an Vitamin B12, das in Fleisch, Fisch, Innereien, Eiern und fermentierten Milchprodukten wie Joghurt oder Kefir vorkommt. Hierbei ist zu erwähnen, dass das Vitamin B12 aus Meeresalgen unterschiedlich zum B12 aus tierischen Quellen ist und daher einen Mangel nicht ausgleichen kann.
Veganer Mangel
Bei Veganern sind die Bakterien im distalen Dünndarm die einzige – aber ungenügende – Vitamin B12-Quelle. Veganer weisen als Folge dieses Mangels erhöhte Homocysteinwerte auf. Das wiederum erhöht das Risiko für Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viele weitere Krankheiten. Einige Zahlen mögen dies verdeutlichen: In einer Studie hatten Veganer einen um mehr als 50% höheren Wert (15,8), Vegetarier einen um 30% höheren Wert (13,2) als die Gruppe, die auch tierisches Eiweiß verzehrte.
Die Serumwerte von Vitamin B12 lagen durchschnittlich bei der Vergleichsgruppe bei 344.7 pmol/l, bei den Vegetariern bei 214.8 pmol/l und bei den Veganern bei 140.1 pmol/l. Die Ärzte schätzten 78% der Veganer und 26% der Vegetarier als Vitamin B12-mangelernährt ein.
Rolle des Darms
Ein weiteres Hindernis für die ausreichende Aufnahme von Nährstoffen sind im Körper der Menschen zu finden: Verklebte Darmzotten, mangelnde Durchblutung oder zu dicke Zellmembranen verhindern die Absorption. Beim Vitamin B12 braucht es erst eine Verbindung mit dem intrinsischem Faktor (IF), der in der Magenschleimhaut hergestellt wird, um in adäquater Menge aufgenommen zu werden.
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