Pestizide: Gift auf dem Acker

Weltweit steigt die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Einige der gefährlichsten Stoffe wurden in der EU bereits verboten, kommen in anderen Teilen der Welt aber im großen Stil zum Einsatz. Viele sind für den Anbau von Soja und Mais bestimmt, die meist im Futtertrog von Nutztieren landen. 

Pestizideinsatz nimmt zu

Seit 1990 hat sich der Einsatz von Pestiziden weltweit verdoppelt. Heute beläuft er sich auf mehr als vier Millionen Tonnen jährlich. Es ist purer Pestizid-Wirkstoff, umfasst also die Substanzen, die Unkräuter, Insekten oder Pilzkrankheiten bekämpfen. Die Handelsmengen sind viel größer: Um die Anwendung zu vereinfachen und die Wirksamkeit zu verbessern, werden die Pestizide mit weiteren Chemikalien und Wasser gemischt. Während der Einsatz in vielen Ländern der Europäischen Union (EU) in den vergangenen 30 Jahren stagnierte, hat er in anderen Teilen der Welt stark zugenommen.

Fleischatlas 2021 Übersicht

Nach vielen Fusionen sind fünf global tätige Pestizidhersteller übrig geblieben. Die Kleineren sind vorwiegend in ihren nationalen Märkten aktiv

 

Wachsenden Nachfrage

Dieser Anstieg beruht auch auf der weltweit wachsenden Nachfrage nach Fleisch. Denn sie fördert den Bedarf an proteinhaltigen Futtermitteln aus Soja, dessen wichtigste Anbauländer USA, Brasilien und Argentinien sind. Diese drei Länder gehören zu den größten Pestizidverbrauchern überhaupt. An Herbiziden, den Unkrautvernichtungsmitteln, wurden in den USA mehr als 250.000 Tonnen verwendet, in Brasilien knapp 230.000 und in Argentinien 161.000 Tonnen, zusammen knapp 70 Prozent des Weltverbrauchs.

Fleischatlas 2021 Pestizide

Global steigt der Pestizidverbrauch nicht mehr. Für Hersteller bedeutet das Verdrängungswettbewerb und Suche nach neuen Märkten

 

Glyphosat

Resistenz gegen Glyphosat

Dort kommen die Agrarchemikalien in der Produktion zahlreicher Nutzpflanzen zum Einsatz. Das meistens zu Futtermittel weiterverarbeitete Soja spielt eine besondere Rolle. So sind etwa in Brasilien 52 Prozent der gesamten Pestizidverkäufe für die Anwendung im Sojaanbau bestimmt. Parallel zur Sojaproduktion, die sich seit 1990 fast versechsfachte, werden heute in Brasilien neun Mal mehr Pestizide gespritzt als vor 30 Jahren.

Die Zunahme des Pestizidverbrauchs in Brasilien und Argentinien hängt mit der Einführung von gentechnisch modifizierten (GM) Sojapflanzen Ende der 1990er-Jahre zusammen. Sie sind resistent gegen Glyphosat. So kann das Totalherbizid auch während der Wachstumsphase der Sojapflanze gespritzt werden, um konkurrierende Pflanzen zu vernichten. Doch je mehr Glyphosat zum Einsatz kommt, umso wahrscheinlicher wird es, dass die Unkräuter gegen das Herbizid resistent werden.

Weshalb die Landwirtinnen und Landwirte wiederum auf größere Mengen und andere Unkrautvernichter zurückgreifen. So ist ein Teufelskreis entstanden. Davon profitieren die Hersteller der Pestizide. Allen voran sind es die Unternehmen Syngenta mit Sitz in der Schweiz, Bayer und BASF aus Deutschland sowie Corteva und FMC aus den USA. Die fünf Konzerne kontrollieren mehr als 70 Prozent des globalen Pestizidmarktes. Der hatte 2019 einen geschätzten Wert von 60 Milliarden US-Dollar. Syngenta ist Weltmarktführer und erzielt allein ein Viertel des Branchenumsatzes.

 

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Auszug aus dem Fleischatlas 2021

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