Homocystein ist eine Aminosäure, die als Zwischenprodukt im Stoffwechsel des Menschen entsteht und nicht durch die Nahrung aufgenommen wird. Es kann – im Vergleich zu Cholesterin – für deutlich mehr Krankheiten verantwortlich sein und insgesamt vielfältigere und teilweise auch schlimmere Konsequenzen haben.
Die Entdeckung des Homocysteins
Der US-amerikanischen Biochemiker Vincent du Vigneaud entdeckte den Stoff Homocystein im Jahr 1932. Damals forschte er eigentlich über schwefelhaltige Verbindungen und schenkte seiner Entdeckung deshalb noch keine besondere Aufmerksamkeit. Erst im Jahr 1962 erkannten Desmond Neill und Nina A. J. Carson vom Royal Victoria Hospital im nordirischen Belfast, dass Homocystein im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten steht.
Die beiden untersuchten eine Gruppe von geistig und körperlich unterentwickelten Kindern und fanden stark erhöhte Homocystinwerte in ihrem Urin. Sie entdeckten so den Enzymdefekt Homocystinurie, eine angeborene Störung des Aminosäurestoffwechsels, die allerdings relativ selten vorkommt.
Heute warnen viele Ärzte davor, die Bedeutung eines zu hohen Homocystein-Spiegels zu unterschätzen. Sie sind der Meinung, dass die Gefahr für die Gesundheit durch Homocystein zwar inzwischen ausreichend belegt ist. Aber viele Krankenkassen und Ärzte würden nicht dementsprechend reagieren. Die Krankenkassen zahlen in der Regel nicht für eine Messung der Homocysteinwerte. Das, obwohl das Risiko für erhöhte Werte, laut aktueller Forschungen, ab dem 40. Lebensjahr stark ansteigt.
Was ist Homocystein?
Bei Homocystein handelt es sich um eine Aminosäure (ein Eiweißbaustein), die im menschlichen Organismus keine unmittelbare physiologische Funktion übernimmt. Das gelegentlich auch als Zellgift bezeichnete Homocystein geht als kurzfristiges Zwischenprodukt aus dem sogenannten C1- bzw. Methionin-Stoffwechsel hervor. Es ist nicht in den körpereigenen Baustoffwechsel integriert. Beim Abbau von Methionin (ein für den Eiweißabbau benötigter Schwefellieferant) entsteht unter anderem Homocystein. Im Blutplasma eines jeden gesunden Menschen ist eine geringe Menge an Homocystein vorhanden. Ob sich die Aminosäure schädigend auf Körperprozesse auswirkt, hängt unter anderem von deren vorliegender Konzentration ab.
Homocystein und Volkskrankheiten
Dabei sei Homocystein für viele Volkskrankheiten mitverantwortlich. Wenn die Erhöhung der Werte frühzeitig festgestellt würde, könnten zahlreiche Erkrankungen besser behandelt oder eventuell sogar ganz verhindert werden. So haben Wissenschaftler bei einer Studie herausgefunden, dass Homocystein dazu beiträgt, dass im Gehirn der Zelluntergang beschleunigt wird. Dadurch können Krankheiten wie Alzheimer und Demenz entstehen. Auch das Risiko für Herzkrankheiten bis hin zum Herzinfarkt sowie für Schlaganfälle, Osteoporose und sogar für diverse Augenleiden kann durch eine Erhöhung des Homocystein-Wertes ansteigen.
Mangel an B12, B6 und Folsäure
Aufgrund der Erkenntnisse, die Forscher bislang zu diesem Thema gesammelt haben, kann jedoch einiges gegen einen erhöhten Homocystein-Wert getan und somit Krankheiten vorgebeugt werden. Denn als Ursache für einen erhöhten Wert gilt in erster Linie der Mangel an den Vitaminen B12 und B6 sowie an Folsäure.
Zum Beispiel sollten Vegetarier und Veganer ihre Werte regelmäßig überprüfen lassen, da sie häufiger unter einem Mangel an dem Vitamin B12 leiden. Laut neuesten Erkenntnissen können nämlich auch Soja-Produkte wie Tofu die Aufnahme von Vitamin B12 durch tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Eier nicht vollständig ersetzen. Im Moment arbeiten Wissenschaftler daran, mithilfe von natürlichen Mitteln die ausreichende Versorgung mit dem Vitamin B12 zu erreichen, in dem die Produktion von Magensäure angeregt wird.
Vorbeugen
Wer selbst etwas tun möchte, um einem eventuellen Mangel vorzubeugen, sollte sich generell gesund ernähren und vor allem regelmäßig Fischgerichte essen. Fisch enthält besonders viel Vitamin B12 und B6, was einen wichtigen Beitrag gegen den Anstieg des Homocystein-Wertes leistet.
Dieser Artikel ist erschienen beim Homocystein Netzwerk.
Lesen Sie in den folgenden Blogartikeln mehr zum Thema über den Homocysteinspiegel, die Deutung der unterschiedlichen Homocysteinwerte und Homocystein in der Ernährung.
Auch interessant: