Patienten fragen Autor und Gesundheitscoach Uwe Karstädt oft, wie lange sich denn ein gesunder Mensch im parasympathischen Zustand befinden sollte. Seine Antwort ist simpel: »So oft oder solange wie möglich!« Er entspricht unserer menschlichen Natur.
Sympathikus und Parasympathikus
An dieser Stelle ist es nicht nur interessant, sondern auch notwendig, etwas mehr über die Funktionsweise unseres Nervensystems zu erfahren. Unser unwillkürliches beziehungsweise auch autonom genanntes Nervensystem besteht aus Sympathikus und Parasympathikus.
Unter normalen Lebensumständen ist der Parasympathikus verantwortlich für die Ernährung jeder einzelnen Zelle. Dieser Teil des autonomen Nervensystems herrscht über die Verdauung der Nahrung, reguliert den Blutfluss zu den verschiedenen Körperteilen, den Speichelfluss und die Aufnahme von Nährstoffen.
Der Parasympathikus sorgt also dafür, dass die Resorption lebensnotwendiger Substanzen optimal funktioniert. Kurz gesagt, wenn der Parasympathikus eingeschaltet ist, ist die Zelle bereit aufzunehmen. Das bedeutet, sie ist rezeptiv und nimmt Sauerstoff und Nährstoffe auf. Gleichzeitig ist sie in diesem offenen Zustand fähig, Stoffwechselabfälle zu entsorgen. Die Schleusen sind in beide Richtungen geöffnet.
Die Zelle ist also unter dem Einfluss des parasympathischen Nervensystems imstande zu atmen, sich zu teilen, sich zu vervielfältigen und ihren spezifischen Stoffwechsel auszuführen. Sie macht alles, was gesunde Zellen so machen. Ist eine Zelle in diesem Zustand, dann werden alle Nährstoffe, ob aus der Nahrung oder als Nahrungsergänzung eingenommen, optimal verarbeitet.
Entspannung: Grundlage unserer Gesundheit
Damit bleibt der Mensch auch gesund. Und dies ist auch der Zustand für Heilung, da hier den Zellen nicht nur die fehlenden Nährstoffe, sondern auch ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht. Patienten fragen mich oft, wie lange sich denn ein gesunder Mensch in diesem parasympathischen Zustand befinden sollte. Meine Antwort ist simpel: »So oft oder solange wie möglich!« Er entspricht unserer menschlichen Natur.
Es ist der paradiesische Zustand eines artgerechten Lebens. Gesunde Menschen leben auf diese Art und Weise für die meiste Zeit ihres Lebens beziehungsweise sie finden immer wieder schnell in diesen Zustand zurück. Damit meine ich übrigens nicht, ein faules Leben zu führen. Entspannt zu sein bedeutet nicht, inaktiv oder unproduktiv zu sein. Im Gegenteil: In entspanntem Zustand kann ich äußerst produktiv und kreativ sein.
Gesunder Schlaf
Die besten Ideen und die kreativsten Taten entstammen aus einem aktiven, aber entspannten Leben. Sportler oder Künstler sprechen dabei vom »Flow«, einem Zustand des sich Hingebens an den Lauf der Dinge. Das kann nur passieren, wenn wir wach, präsent und eben gelassen beziehungsweise entspannt sind. Ein überaus wichtiger Teil unserer Lebenszeit ist unser Schlaf. Optimal wäre es, in einem entspannten, vom parasympathischen Nervensystem geprägten Zustand zu schlafen.
Frage ich meine Patienten, so schlafen die meisten nicht ungestört und tief. Wenn die Störung nicht von den Sorgen und Ängsten kommt, stammt sie von elektromagnetischen Feldern, die den Parasympathikus abschalten. Damit schaltet sich automatisch der Sympathikus an. Ein anderer Faktor für die Aktivierung des Sympathikus ist das bereits erwähnte blaue Licht der neuen Lichtquellen inklusive aller Computer-, Tablet- und Handyscreens.
Stress, erhöhte Alarmbereitschaft
Der Sympathikus wird immer aktiviert, wenn der Körper in Alarmbereitschaft gerät. Der Auslöser ist immer Stress, auch wenn wir uns dessen manchmal gar nicht mehr bewusst sind. Dabei sollte man wissen, dass der Körper nicht unterscheidet, ob es sich hierbei um eine reale Situation oder um eine nur vorgestellte oder erinnerte Stresssituation handelt.
Denn unser Unbewusstes unterscheidet nicht zwischen real erlebten Lebenssituationen und Gedanken, Fantasien, Träumen, Erinnerungen, Kino oder Fernsehen beziehungsweise Videospielen. Wenn uns etwas stresst, wird automatisch und sofort unser sympathisches Nervensystem aktiviert.
Die Zellen schalten um auf Kampf- oder Fluchtverhalten, unseren Selbsterhaltungsmodus. Die Pupillen weiten sich, der Puls steigt, der Blutfluss wird in die Muskeln umgeleitet. Der Körper ist im Alarmzustand. Er ist dann bestens vorbereitet, zu kämpfen oder auf den nächsten Baum zu flüchten. So weit so gut. Was passiert mit den Zellen? Sie sind verschlossen. In diesem Zustand nehmen Sie keine Nährstoffe mehr auf. Sie nehmen auch nur wenig Sauerstoff auf. Und sie scheiden keine Schlacken oder Gifte mehr aus.
Was das für Sie und Ihren Körper bedeutet, erfahren Sie im dritten Teil meiner Serie zum Thema „Stress“ oder in meinem Buch „Natürlich werden Sie gesund„.
Lesen Sie hier den ersten Teil:
Stress – Krankheitsauslöser unserer Zeit
Auch interessant: