Die Summe aller im Darm lebenden Mikroorganismen nennt man Mikrobiom. Das sind Mikroorganismen, die einen Makroorganimus wie uns Menschen besiedeln. Das Mikrobiom ist der Wächter unseres Immunsystems. Beim Menschen ist im Dickdarm angesiedelt.
Entstehung der Darmflora
Die Darmflora mit ihren verschiedenen Bakterienstämmen wird erst bei und nach der Geburt in den Darm eines Babys eingepflanzt. Im Mutterleib ist der Darm des Fötus noch völlig steril. Hier zeigt sich wieder einmal, wie wichtig die natürlichen Prozesse des Lebens (natürliche Geburt, Stillen) für eine gesunde Entwicklung eines Menschen sind. Und wie störend im Gegensatz dazu in dieser Zeit beispielweise der oft routinemäßige Einsatz von Antibiotika bei Babys und Kleinkindern ist.
Stehen die drei Gruppen der Bakterien (freundliche, neutrale und schädliche Bakterien) im Ungleichgewicht, so verändert sich die Symbiose zu einer Dysbiose. Und eine Dysbiose ist eine schwerwiegende, krankhafte Veränderung, die sich entsprechend in Erkrankungen und Unwohlsein äußert.
Freundliche Joghurtbakterien
Dr. Ilja Metschnikow fand in seinen Studien heraus, dass die Bakterien, die im Joghurt vorkommen, bakterielle Infektionen verhindern beziehungsweise rückgängig machen können. Er benannte die Milchsäurebakterien aus dem Joghurt Laktobacillus bulgaricus nach den Bauern in Bulgarien, die für ihr langes Leben bekannt waren. Zu dieser Zeit war Joghurt ein tägliches und beliebtes Nahrungsmittel für die bulgarische Bevölkerung.
Dr. Metschnikows Untersuchungen bewiesen, dass diese Laktobacilli viele krankheitserregende Organismen vertreiben beziehungsweise verdrängen konnten und damit auch deren Toxine. Krankheitserregende Bakterien produzieren sogenannte Endotoxine. Das sind Giftstoffe, die beim Zerfall dieser Bakterien entstehen. Endotoxine können beim Kontakt mit Schleimhäuten oder beim Übertritt ins Blut Entzündung und Fieber erzeugen oder auch zu einem programmierten Zelltod (Apoptose) führen. Dr. Metschnikow glaubte, dass diese Endotoxine das menschliche Leben verkürzen und dementsprechend eine Reduzierung der schädlichen Bakterien und ihrer Endotoxine das menschliche Leben verlängert. Das lange Leben der bulgarischen Bevölkerung und ihr täglicher Verzehr von Joghurt schien dies zu bestätigen.
Und so empfahl Dr. Metschnikow in den 1940er Jahren die Anwendung von Laktobazillen gegen Nahrungsmittelvergiftungen. Diese Idee breitete sich damals in ganz Europa als erfolgreicher Therapieansatz aus. Verdrängt wurde diese Behandlung erst durch den Einsatz von Antibiotika und Immunisierungsprogrammen, von denen die Wissenschaftler sich eine erfolgreiche Infektionsbekämpfung erhofften. Diese von der Pharmaindustrie bevorzugte medikamentöse Therapie hat sich leider als nicht so erfolgreich erwiesen, wie es in den ersten Jahren den Anschein hatte. Mehr noch: Die Antibiotikatherapie ist oftmals Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Im Nachhinein könnte man allein schon den Namen Antibiotika als Menetekel sehen, bedeutet er doch in der altgriechischen Sprache »gegen das Leben«.
Was Verdauen bedeutet
Werfen wir einmal einen genaueren Blick auf das, was in Ihrem Magen-Darm-Trakt vor sich geht. Für viele der Mikroben, die uns als fremde Organismen besiedeln, ist Ihr Darm der Ort, an dem sie zu Hause sind und ihre Arbeit verrichten. Sie bauen zum Beispiel Pflanzenzellwände der verzehrten Salate und Gemüse ab und verdauen sie. Verdauen heißt aufschlüsseln und weitergeben. Nur so ist es für die Zelle möglich, daraus Energie zu gewinnen. Wie alle anderen Tiere auch, sind wir als Menschen völlig abhängig von diesen Mikroben als Helfern, um diese wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Auch eine Termite kann Holz nicht »fressen«. Bakterien mit ihrem winzigen Darm erledigen die Arbeit, das Holz zu verdauen und in Energie umzuwandeln. Wenn sie nicht da wären, würde die Termite verhungern. Eine der beiden Hauptaufgaben der Mikroben-Arbeiter besteht darin, Energie aus Pflanzen zu gewinnen, die von ihrem Wirt gefressen werden. Die Aufgabe des Wirts besteht wiederum darin, genug »Rohmaterial« heranzuschaffen.
Die Summe aller im Darm lebenden Mikroorganismen nennt man Mikrobiom. Das sind also alle nützlichen (symbiontisch), nicht-pathogenen (kommensalen) und pathogenen Mikroorganismen, die einen Makroorganimus wie uns Menschen oder eben eine Termite besiedeln. Eine weitere Aufgabe des Mikrobioms ist es, als Wächter für das Immunsystem des Wirts zu fungieren. Weil es im Mikrobiom so viel genetisches Material gibt, kann man darüber spekulieren, ob dies einer der Gründe ist, warum Mikroben dies als Teil ihrer Aufgabe übernommen haben.
In welchem Bereich des Verdauungstraktes unsere »Gastarbeiter« wohnen, variiert je nach Art des Tiers beziehungsweise Menschen. In der Regel gibt es drei Bereiche, in denen das Mikrobiom und damit das Immunsystem angesiedelt ist und Pflanzenmaterial abbauen kann: Bei Wiederkäuern wie beispielsweise einer Kuh oder Ziege sind es der Magen beziehungsweise mehrere Mägen; bei Menschenaffen ist es der Dünndarm, und beim Menschen ist es der Dickdarm.
Unsere Darmflora: Pflege ist wichtig!
Nicht nur aus diesem Grund kann und sollte man das Mikrobiom stärken und aufbauen. Neben der notwendigen Umstellung der Ernährung und der Entfernung des schädlichen Biofilms empfehle ich die Zufuhr von aktiven Bakterienstämmen in hoher Konzentration. Die von mir verwendeten Präparate weisen einen hohen Gehalt folgender Bakterienstämme auf. Sie wirken synergistisch, das heißt ihre Wirkung vervielfältigt sich, wenn man sie zusammen einnimmt:
- Bifidobacterium bifidum
- Bifidobacterium animalis subspezies lactis
- Lactobacillus rhamnosus
- Lactobacillus plantarum
- Lactococcus lactis
- Bifidobacterium longum
- Lactobacillus paracasei
- Lactobacillus acidophilus
- Lactobacillus salivarius
- Enterococcus faecium
Diese zehn verschiedenen Stämme besiedeln mit ihren Kolonien bildenden Bakterien den Dünn- und Dickdarm und helfen, die für uns freundlichen Darmbakterien beziehungsweise die Darmflora wieder zu Kräften kommen zu lassen.
Mehr Infos dazu finden Sie in meinem Buch Natürlich werden Sie gesund.
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