Im ersten Teil erläuterte unser Gastautor, Buchautor und Gesundheitscoach Uwe Karstädt, dass die Evolution einen Weg fand, limitierende Eierschalen zu verlieren und sie stattdessen durch die Plazenta zu ersetzen. Diese gewährleistet, dass die mütterlichen und fötalen Blutströme getrennt bleiben und Mutter und Kind in Koexistenz leben können. Doch warum steckt ein Virus dahinter?
Trennende Wand für das Leben
Die Trennung dieser Blutströme wird durch eine Zellschicht hergestellt, die man in der Medizin Synzytiotrophoblast nennt. Der Synzytiotrophoblast ist die äußerste Schicht der Plazenta. Es ist buchstäblich eine Schicht von Zellen, die miteinander verschmolzen sind und damit eine trennende Wand bilden. Es ist der Teil, der gegen die Gebärmutter gedrückt wird. Diese Wand aus verschmolzenen Zellen sorgt dafür, dass Mutter und Baby sich nicht gegenseitig umbringen. Sie leben – wie wir wissen – harmonisch zusammen und gleichzeitig getrennt.
52% unserer DNA sind viralen Ursprungs
Nun kommt die für uns so erstaunliche Erkenntnis der Wissenschaft oder genauer gesagt des Evolutionsbiologen wie Ed Chuong. Das Protein, das die Verschmelzung der Zellen erst ermöglichte, stammt von einem uralten Retrovirus. Retroviren sind uns bekannt über den HIV-Virus. Das Virus, das in unsere Genetik und damit unsere DNA integriert wurde, sorgt dann dafür, dass ein spezielles Protein hergestellt wird.
Es ist das Syncytin, das dann die Verschmelzung von Zellen – und damit die Bildung der Plazenta – möglich macht. Das kleine Virus war vor ca. 200 Millionen Jahren noch nicht Teil der menschlichen DNA. Es ist es aber seitdem. Wir brauchen es notwendigerweise auch jetzt. Heutzutage wissen wir, dass ca. 52% unserer DNA viralen Ursprungs sind. 8% davon sind Retroviren.
Umwelt und Mutation
Viren sind kleinste Informationsteilchen, die insbesondere in Stresssituationen einer sich veränderten Umwelt massenhaft mutieren bzw. entstehen. So kann man davon ausgehen, dass gerade in Wuhan, der Provinz mit der ärgsten Luftverschmutzung in China und gerade zuvor aktiviertem 5G sowie der größten Schweinemast auf der Erde mit massenhaftem Einsatz von Glyphosat und Antibiotika ein brutaler Umweltstress herrschte. Kein Wunder also, wenn hier der veränderte Corona-Virus als erstes auftauchte. Um sich zu vermehren und ihre Information einer breiten Masse (an Menschen und Tieren) weiterzugeben, brauchen die Viren ein lebendiges Wesen.
Viren verändern die Genetik
Sie kapern also die Maschinerie der Zelle, um Kopien von sich selbst zu machen. Diese Kopien werden dann an andere Zellen und Wirts-Organismen weitergegeben. Retroviren gehen noch einen Schritt weiter. Sie dringen in den Zellkern ein und verändern die Genetik. Das ist dann eine stabile Veränderung und damit endgültig. Der Wirt – der Mensch oder auch ein anderes Säugetier – macht dann für den Rest seines Lebens was das Virus will. Mehr noch: er gibt es an seine Nachkommen weiter.
Eierlegendes Wirbeltier infiziert
Die Evolutionsbiologen erzählen uns also die Geschichte eines Retrovirus, das irgendwann einmal ein eierlegendes Wirbeltier infiziert hat. Es muss wohl eine Eizelle des Tieres gewesen sein. Diese infizierte Eizelle wurde dann von einer Samenzelle befruchtet. Das geschlüpfte Baby eines solchen eierlegenden Wirbeltieres – hatte nun Kopien des Virus in seiner DNA, und zwar in all seinen Zellen. Ganz offensichtlich hat dieses Virus das Baby nicht getötet – sonst würde ich nicht diesen Text schreiben und Sie wären nicht hier um das zu lesen.
Beginn einer wunderbaren Geschichte
Wenn man das so bezeichnen mag ist dieses Upgrade der Beginn einer wunderbaren Geschichte. Sie handelt von den Säugetieren und letztendlich auch von uns Menschen. Denn es gab uns die Möglichkeit besser zu überleben indem es eine Plazenta zur Verfügung stellte, die weit mehr und differenziertere Möglichkeiten bot als die „Einmalversorgung“ in einem Ei. Ausgegangen von einem winzigen Virus, einem kleinen Protein „Syncytin“, der Bildung einer Trennschicht, der Plazenta, die der Mutter erlaubte mit seinem Baby verbunden und gleichzeitig getrennt zu sein.
Nun ist dies sicherlich nicht über Nacht passiert. Es brauchte gewiss einige weitere Mutationen nach diesem ersten und entscheidenden Schritt zur langen Geschichte der Menschwerdung, in dem die Mutter das Kind im eigenen Leib austragen kann.
Viren haben uns geprägt
Wenn wir also die heutige so verbreitete Deutung von den Viren als den ultimativen Feinden der Menschheit hören und lesen, tut es sicherlich gut auch die andere Seite nicht zu vergessen. Die Viren haben uns geprägt, wir sind zu 52% in unserer Genetik von den Viren modelliert und verändert worden. Letztendlich haben wir es einem Virus zu verdanken, dass wir nicht mehr jedes Jahr ein paar Wochen oder Monate in einem Nest sitzen müssen um die Eier auszubrüten.
Lesen Sie auch den ersten Teil zum Thema „Die Aufgabe der Viren bei der Evolution“: