Körper

Exklusiver Buchauszug aus „Leber an Milz“ Teil 6: Tschüss Schuhe! Unsere Fußgewölbe wollen barfuß unterwegs sein

Barfuß im Morgentau
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Die Füße befinden sich ganz unten, am Ende des Körpers. Vielleicht geraten sie deshalb so oft aus dem Blickfeld. Oder wussten Sie, dass wir am Körperende, also an den Fußsohlen, mehr Sinneszellen haben als oben am Kopf, im Gesicht? Mehr als in Augen, Ohren, Nase und Zunge? Die Sinneszellen in den Fußsohlen wollen Kontakt aufnehmen zu dem Untergrund, über den wir uns den ganzen Tag bewegen.


Leber an Milz. Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören

Warum haben wir eigentlich Nasennebenhöhlen? Was leistet die Milz, ohne dass wir es mitbekommen? Und was wünschen sich unsere Fußgewölbe von uns, wo sie uns schon ein Leben lang tragen? Unser Körper ist unser engster Partner, wir sind ein Leben lang mit ihm zusammen, und kennen ihn doch erstaunlich schlecht. Mit ihrem Buch „Leber an Milz. Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören“ möchten das Andrea Freund (Journalistin und Heilpraktikerin für Psychotherapie) und Lucia Schmidt (Journalistin und Ärztin) ändern. Sie lassen uns staunen über unseren Organismus, dessen Fähigkeiten und unermüdliche Arbeit wir nur selten wahrnehmen und meist unterschätzen.

In sechs Folgen stellen wir daraus in Auszügen sechs Organe und Körperstrukturen von Kopf bis Fuß vor, meist aus schulmedizinischer und ganzheitlicher Sicht. Denn im Körper ist nicht nur alles miteinander verbunden: Körper, Seele und Geist bilden ebenfalls eine Einheit. Und wer seinem Körper und damit sich selbst Gutes tun möchte, findet dazu am Schluss jeweils eine „Partnerübung“.

Lesen Sie hier den sechsten und letzten Teil zum Thema „Tschüss Schuhe! Unsere Fußgewölbe wollen barfuß unterwegs sein?“.


Barfuß in der Tundra

„Unsere Füße sind dafür gemacht, barfuß in der Tundra unterwegs zu sein“, sagt Dr. Thomas Pfeifer, der gemeinsam mit seinem Bruder das Centrum für Orthopädie in Frankfurt am Main führt. Wir machen das nur oft nicht, und im Urlaub, wenn die Füße dann mal ins Freie dürfen, wird schon eine Wiese mit vertrockneten, harten Grashalmen zur Herausforderung und ein Kiesweg zur Folterstrecke.

Wie kommt das? Pfeifer sagt: „Unsere Füße kommen zu selten an die frische Luft. Wir bewegen uns insgesamt zu wenig, das fordere unsere Füße nicht mehr ausreichend. Und pferchen unsere Füße in zu enge, zu kleine, zu starre Schuhe. In Highheels. Das kann dann auf Dauer zu Beschwerden führen: zu Hammerzehen, zu Senk-, Spreiz-, und Plattfüßen.“

Stabile Brücken

Interessanterweise beginnen wir unser Leben sogar so. Babys kommen mit einem Knick-Senkfuß zur Welt. Lernen wir als Kleinkind dann laufen, stemmen uns also der Schwerkraft entgegen, bilden sich mit jedem Schritt allmählich die Fußgewölbe aus. Jeweils eine Art Brücke – die übrigens erst mit etwa sechs Jahren und damit aber rechtzeitig zur Einschulung fertig ist.

Wie wichtig diese Brücken für unseren Körper sind, lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass allein in beiden Füßen ein Viertel aller 215 Knochen des Körpers verbaut sind.

Ähnlich wie in der Kuppel einer Kathedrale gibt es eine Art Schlussstein am höchsten Punkt: ein Knochen, das Schiffbein. Er erhebt uns bis zu 20 mm über den Boden. Verschiebt sich allerdings das Schiffbein nach unten, droht das Gewölbe einzusinken oder zu kollabieren – zurück in den Knick-Senkfuß oder sogar in den Plattfuß. Ursache sind eben vor allem falsches Schuhwerk, Übergewicht und zu wenig Bewegung.

Dabei hat die Evolution sich bei der Konstruktion unserer Fußgewölbe etwas gedacht: Wie ein gespannter Bogen leitet unser Fuß so Gewicht ab – beim Gehen und Stehen. Beim Joggen federn die Füße das Dreifache unseres Körpergewichts ab, bei der Landung nach einem Weitsprung bis zu einer Tonne.

Chi bis in den kleinen Zeh

„Die Schwerkraft drückt den Menschen herunter und dagegen richten wir uns beim Gehen, idealerweise barfuß, automatisch auf“, bestätigt auch Christian Schmincke, Chefarzt der Klinik am Steigerwald in Gerolzhofen im Fränkischen, die auf Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und biologische Heilverfahren spezialisiert ist. „Auf diese Weise erst entsteht Stabilität im Fuß.“ Zumal, aus TCM-Sicht, nur so das „Qi“, die Lebensenergie, die im Körper in den Meridianen zirkuliert, bis nach unten in die Füße gelangt. Und genau hier liegt das Problem. Sie kommt nicht mehr richtig an.

„Goethe ist mal eben knapp 30 Kilometer von Weimar nach Großkochberg gewandert“, sagt Schmincke, „wir hingegen laufen nur nicht mehr viel, wir sitzen auch lange am Computer, dadurch wird das Qi zusätzlich nach oben gesaugt!“ Die Folge: Stoffwechselschlacken, „trübe Säfte“ für die TCM, führen zu Stauungen in den Beinen und Füßen, einem Gefühl von Schwere, Krampfadern, Ekzemen, Fußpilz und eben auch Knick-, Sink-, Platt- und Spreizfuß. Man kann sich bildlich vorstellen, wie der Kopf oben über- und die Füße am anderen Ende unterversorgt werden. Dabei liegen hier doch, vereinfacht ausgedrückt, unsere Wurzeln.

Kraft aus der „Sprudelnden Quelle“

„Zum einen ist hier das System der Meridiane, also der Energiebahnen, verankert“, erklärt Schmincke, „zum anderen findet sich zwischen Groß- und Kleinzehenballen, etwas vor der Fußmitte, ein zentraler Akupunkturpunkt, die ,Sprudelnde Quelle’.“ Nach chinesischer Vorstellung sind wir darüber auch energetisch mit der Erde verbunden – quasi wie ein Saugnapf in der Mitte des Fußgewölbes. Und sagen wir im Deutschen nicht, jemand hat keinerlei Bodenhaftung mehr, wenn er nur noch in geistigen Sphären schwebt? Dass aber auch jemand den Boden unter den Füßen verliert, wenn er zu viel Angst hat? Dass er dann kalte Füße bekommt? Oder fliehen will, wenn ihm der Boden zu heiß wird? Die „Sprudelnde Quelle“ gehört zum Element Wasser: Als erster Punkt auf der Nierenleitbahn wird er mit der Emotion der Furcht, aber, positiv, auch mit Urvertrauen in Verbindung gebracht wird – wenn die Energie ungehindert fließen kann.

„Partnerübung“

Unser Tipp für eine Fuß-Partnerübung ist daher: Barfußgehen. Knochen, Sehnen, Muskeln im Fuß lieben es! Denn dann werden sie in ihrer Struktur so richtig gefordert. Laufen Sie also mit nackten Füßen umher, wann immer es möglich ist: In der Wohnung, auf der Terrasse, im Garten oder hin und wieder mal auf sogenannten Barfußpfaden. Das Internet hilft dabei, schnell einen in der eigenen Umgebung zu finden. Auf einem solchen Pfad geht man ohne Schuhe und Strümpfe über verschiedenes Material: Steine, Holzspäne, Moos, Sand oder Rindenmulch. Alles, was nicht verletzt, sondern die Sensibilität an der Fußsohle trainiert, ist erlaubt.

Tautreten:
In der warmen Jahreszeit ist es ein fantastischer Start in den Tag, morgens mit bloßen Füßen über einen von Tau benetzten Rasen zu gehen – im eigenen Garten oder im Park. Spüren Sie den Temperaturunterschied von Rasen, der schon von der Sonne beschienen wird und dem im Schatten – er ist deutlich kühler. Ein paar Minuten reichen, die Füße sollten vorher warm sein und durch das Tautreten nicht zu kalt werden. Direkt danach Socken anziehen und Schuhe, Füße nicht abtrocknen. Das wohlige Kribbeln hält erstaunlich lange an, vitalisiert, macht wach, reduziert Stress und stärkt das Immunsystem. Über die Fußreflexzonen werden zudem die Unterleibsorgane stimuliert (hier gilt umso mehr: nicht zu lang, nicht zu kalt), und die Venenpumpe wird durch diese Kneipp-Variante auch noch aktiviert. Und das Ganze ist gratis.

 


Cover leber an Milz Sechsteiliger Beitrag: Sechs Organe und Strukturen aus dem Buch „Leber an Milz“ (A. Freund/L. Schmidt)

Warum haben wir eigentlich Nasennebenhöhlen? Was leistet die Milz, ohne dass wir es mitbekommen? Und was wünschen sich unsere Fußgewölbe von uns, wo sie uns schon ein Leben lang tragen? Unser Körper ist unser engster Partner, wir sind ein Leben lang mit ihm zusammen, und kennen ihn doch erstaunlich schlecht. Mit ihrem Buch „Leber an Milz. Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören“ möchten das Andrea Freund (Journalistin und Heilpraktikerin für Psychotherapie) und Lucia Schmidt (Journalistin und Ärztin) ändern.

Sie lassen uns staunen über unseren Organismus, dessen Fähigkeiten und unermüdliche Arbeit wir nur selten wahrnehmen und meist unterschätzen. In sechs Folgen stellen wir daraus in Auszügen sechs Organe und Körperstrukturen von Kopf bis Fuß vor, meist aus schulmedizinischer und ganzheitlicher Sicht. Denn im Körper ist nicht nur alles miteinander verbunden: Körper, Seele und Geist bilden ebenfalls eine Einheit. Und wer seinem Körper und damit sich selbst Gutes tun möchte, findet dazu am Schluss jeweils eine „Partnerübung“.

Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, z.B. beim Weltbild Verlag.


 

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