Körper

Exklusiver Buchauszug aus „Leber an Milz“ Teil 5: Die Kniescheibe – eine der individuellsten Strukturen im Körper

Kniescheibe
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Die Kniescheibe – eine der individuellsten Strukturen im Körper. Diese Aussage mag überraschen. Denn denkt man über individuelle Strukturen im Körper nach, kommt man eher auf das Gesicht, die Stimme, den Duft oder den Fingerabdruck. Die Kniescheibe hingegen hat man in der Regel nicht im Sinn.


Leber an Milz. Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören

Warum haben wir eigentlich Nasennebenhöhlen? Was leistet die Milz, ohne dass wir es mitbekommen? Und was wünschen sich unsere Fußgewölbe von uns, wo sie uns schon ein Leben lang tragen? Unser Körper ist unser engster Partner, wir sind ein Leben lang mit ihm zusammen, und kennen ihn doch erstaunlich schlecht. Mit ihrem Buch „Leber an Milz. Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören“ möchten das Andrea Freund (Journalistin und Heilpraktikerin für Psychotherapie) und Lucia Schmidt (Journalistin und Ärztin) ändern. Sie lassen uns staunen über unseren Organismus, dessen Fähigkeiten und unermüdliche Arbeit wir nur selten wahrnehmen und meist unterschätzen.

In sechs Folgen stellen wir daraus in Auszügen sechs Organe und Körperstrukturen von Kopf bis Fuß vor, meist aus schulmedizinischer und ganzheitlicher Sicht. Denn im Körper ist nicht nur alles miteinander verbunden: Körper, Seele und Geist bilden ebenfalls eine Einheit. Und wer seinem Körper und damit sich selbst Gutes tun möchte, findet dazu am Schluss jeweils eine „Partnerübung“.

Lesen Sie hier den fünften Teil zum Thema „Die Kniescheibe – eine der individuellsten Strukturen im Körper“.


Jede Kniescheibe ist einzigartig

Dabei ist sie eines der individuellsten Körperteile, die der Mensch besitzt. Manch ein Knie-Experte geht sogar so weit zu sagen, jede Kniescheibe sei in ihrer Form ein kleines bisschen anders und damit einzigartig. Im Idealfall hat die Natur in ihrem Bauplan vorgesehen, dass der Knochen, der die Kniescheibe ausmacht, im Querschnitt die Form eines gleichschenkligen flachen Dreiecks hat und mittig vor dem Kniegelenk sitzt. Er ist rund fünf Zentimeter lang und misst an der breitesten Stelle vier bis fünf Zentimeter – abhängig von der Größe des Menschen. In der Regel ist die Kniescheibe beim Erwachsenen 23 bis 25 Millimeter dick. Die Patella, wie Mediziner die Kniescheibe bezeichnen, ist nach vorn leicht gewölbt und hinten sowohl innen als auch außen leicht ausgehöhlt, um sich dem gelenkbildenden Anteil des Oberschenkelknochens anzupassen.

Am langen Hebel

Die Kniescheibe ist eingebettet in die Strecksehne des stärksten Oberschenkelmuskels, des Musculus quadriceps femoris. Am unteren Ende der Kniescheibe setzt die Patellasehne an. Sie verbindet die Kniescheibe mit dem Schienbein. Durch diese Lage wirkt die Kniescheibe wie ein Hebel. Sie verlängert die Streckersehne des Oberschenkelmuskels und vereinfacht ihm so beachtlich die Arbeit. Diese Sehne ist nämlich dafür da, dass die Kraft des Oberschenkels, die aufgebracht werden muss, um den Unterschenkel zu heben, auch tatsächlich am Unterschenkel ankommt. Der Abstandhalter Kniescheibe sorgt dafür, dass beim Bewegen des Knies deutlich weniger Energie verbraucht wird – bis zu 40 Prozent.

Energiesparen beim Treppensteigen

Physiker nennen das Hebelgesetz. Je länger die Hebelseite und damit der Abstand vom Rotationszentrum des Kniegelenks, umso weniger Kraft braucht man, um die Lastenseite zu bewegen. Die Natur hat dieses Gesetz clever angewendet, besonders mit Blick auf die menschliche Evolution. Keine Frage, auch für den modernen Büromenschen ist es ein großer Vorteil, wenn er nicht bei jedem Treppensteigen gleich ein Mittagessen verbraucht.

Sesambeine als Abstandhalter

Bei Knochen, die in eine Sehne eingelagert sind und als ein solcher Abstandshalter dienen, sprechen Mediziner von „Sesambeinen“. Die Kniescheibe ist das größte aller Sesambeine im Körper, andere findet man vor allem im Hand- und Fußgelenk. Die Anzahl der Sesambeine im Körper kann von Mensch zu Mensch variieren. Frauen haben im Schnitt ein paar mehr dieser Sehnenknochen als Männer. Warum, weiß man nicht genau.

Vom Knorpel zum Knochen

Eine Kniescheibe hat aber eigentlich jeder Mensch, auch wenn sie bei der Geburt noch nicht richtig ausgeprägt ist. Statt mit einem fertigen Knochen kommen wir nur mit einer knorpeligen Anlage für die Kniescheibe zur Welt, die auf einer Röntgenaufnahme gar nicht zu sehen wäre. Innerhalb der ersten drei Lebensjahre fängt dieser Knorpel an zu verknöchern, bis er deutlich unter der Haut zu spüren ist.

Ein Hügel und sechs Straßen

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), deren Grundlagenwerk „Der gelbe Kaiser“ vor 4500 Jahren geschrieben worden sein soll, geht man noch aus anderen Gründen davon aus. Aus ihrer Sicht ist die Kniescheibe wie ein flacher Hügel, der von sechs Straßen, beziehungsweise energetischen Leitbahnen passiert wird: Direkt an den Kanten verlaufen der Magenmeridian (außen) und der Milzmeridian (innen). Die Kniekehlen durchziehen Nieren- und Blasenmeridian. Seitlich an den Beinen ziehen innen der Leber- und außen der Gallenblasenmeridian ihre Bahnen. Alle sechs verbinden den Oberkörper mit den Füßen. Kommt es hier zu Staus, um im Bild zu bleiben, macht sich das in Schmerzen, Arthrose oder Arthritis bemerkbar.

Ellenbogen und Knie als energetischer Kreislauf

„Vor allem Akupunktur kann dann hilfreich sein“, sagt Gesa Meyer-Hamme, Ärztin am Zentrum für TCM des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Die TCM denkt in Zusammenhängen, nichts im Körper ist isoliert, alles wird über das Wegenetz der Meridiane mit Energie versorgt und steht darüber miteinander in Beziehung. Deshalb ist es möglich, ein entzündetes, dickes Knie, das für Akupunktur zu empfindlich ist, über den Ellenbogen zu behandeln: „Dies funktioniert, weil das Paar aus Magen- und Milzmeridian mit dem von Lunge- und Dickdarmmeridian, die beide am Ellenbogen entlang laufen, verbunden ist“, erklärt Gesa Meyer-Hamme, „sie bilden einen energetischen Kreislauf.“ Und: So wie das Knie die Mitte des Beins ist, nimmt der Ellenbogen die Mitte des Arms ein. Klingt simpel, ist aber tatsächlich so einfach.

„Partnerübung“

Die Kniescheibe leidet sehr darunter, dass der moderne Mensch so viel sitzt – am Schreibtisch, im Auto, beim Essen, vor dem Fernseher. Sogar auf dem Fahrrad. Dadurch verkürzen sich die Muskeln in der Wade und im Oberschenkel, besonders der Musculus psoas major, umgangssprachlich einfach „Hüftbeuger“ – und das behindert die Kniescheibe. Damit das Knie beweglich beleibt, gibt es aber ein einfaches Mittel: regelmäßig die Beine dehnen.

Übung für den Hüftbeuger:

Knien Sie sich hin, der Oberkörper bleibt aufrecht. Dann bringen Sie zunächst den rechten Fuß nach vorne, so dass das rechte Knie 90 Grad über dem rechten Knöchel steht. Falten Sie die Hände, stützen Sie sich damit auf dem rechten Oberschenkel ab und strecken Sie das linke Beine wie in einem Ausfallschritt nach hinten – nur soweit, wie Sie die Dehnung im linken Oberschenkel spüren und dabei ruhig und tief ein- und ausatmen können. Achten Sie darauf, dass das rechte Knie senkrecht über dem rechten Fuß bleibt – spitze Winkel können zu viel Zug auf das Knie ausüben.  Bleiben Sie fünf bis zehn Atemzüge, dann wechseln Sie die Seite. Im unteren Rücken sollten dabei keine Schmerzen auftreten.

 

Sechste und letzte Folge demnächst auf diesem Blog : Tschüss Schuhe! Unsere Fußgewölbe wollen barfuß unterwegs sein

 


Cover leber an Milz Sechsteiliger Beitrag: Sechs Organe und Strukturen aus dem Buch „Leber an Milz“ (A. Freund/L. Schmidt)

Warum haben wir eigentlich Nasennebenhöhlen? Was leistet die Milz, ohne dass wir es mitbekommen? Und was wünschen sich unsere Fußgewölbe von uns, wo sie uns schon ein Leben lang tragen? Unser Körper ist unser engster Partner, wir sind ein Leben lang mit ihm zusammen, und kennen ihn doch erstaunlich schlecht. Mit ihrem Buch „Leber an Milz. Wie wir lernen, auf die geheimen Signale unserer Organe zu hören“ möchten das Andrea Freund (Journalistin und Heilpraktikerin für Psychotherapie) und Lucia Schmidt (Journalistin und Ärztin) ändern.

Sie lassen uns staunen über unseren Organismus, dessen Fähigkeiten und unermüdliche Arbeit wir nur selten wahrnehmen und meist unterschätzen. In sechs Folgen stellen wir daraus in Auszügen sechs Organe und Körperstrukturen von Kopf bis Fuß vor, meist aus schulmedizinischer und ganzheitlicher Sicht. Denn im Körper ist nicht nur alles miteinander verbunden: Körper, Seele und Geist bilden ebenfalls eine Einheit. Und wer seinem Körper und damit sich selbst Gutes tun möchte, findet dazu am Schluss jeweils eine „Partnerübung“.

Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, z.B. beim Weltbild Verlag.


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