Mobiltelefon-Felder fördern die Nahrungsaufnahme
Wissenschaftler testeten, ob Menschen bei akuter Bestrahlung mit Mobilfunkfrequenzen mehr Nahrung aufnehmen . Da dies bei Versuchen mit Ratten der Fall war, nahmen die Forscher an, dass die Mobilfunkstrahlung auf die Energiehomöostase des Gehirns einwirkt und so die Nahrungsaufnahme beeinflusst.
Elektromagnetische Felder
Vor 30 Jahren begann die weltweite Verbreitung des Mobiltelefons. Heute sind etwa 6 Milliarden Geräte in Betrieb. Gleichzeitig stiegen weltweit Körpergewicht und Fettleibigkeit in der menschlichen Bevölkerung an. Fettleibigkeit ist eins der größten Gesundheitsrisiken. Tatsächlich ist eins von 5 Kindern und Jugendlichen in der Welt übergewichtig. Besonders solche sind betroffen, die Mobilfunk stark nutzen.
Auf den ersten Blick scheint der Zusammenhang weit hergeholt. Aber: Die elektromagnetischen Felder der Mobiltelefone werden zu mehr als 80 % vom Kopf des Nutzers absorbiert. Bei Kindern und Jugendlichen mehr als bei Erwachsenen. Die Strahlung
- dringt in das Gehirn ein,
- beschleunigt den Glucose-Stoffwechsel des Gehirns,
- beeinflusst das EEG und
- verändert die Erregbarkeit der Nervenzellen.
Nahrungsaufnahme, Appetit-Wahrnehmung und Sättigungsgefühl werden vom Hypothalamus reguliert.
Experimente mit Ratten
Experimente mit Ratten ergaben, dass das Körpergewicht bei den erwachsenen Tieren anstieg, wenn sie als junge Tiere 2 Stunden täglich bestrahlt worden waren. Ein anderes Experiment zeigte, dass bestrahlte Tiere mehr Futter aufnahmen als die Kontrolltiere. Vor diesem Hintergrund fragten sich die Autoren, ob zwischen Mobilfunkstrahlung und Nahrungsaufnahme eine Verbindung besteht.
Sie testeten, ob auch Menschen mehr Nahrung aufnehmen bei akuter Bestrahlung mit Mobilfunkfrequenzen. Weil gepulste und amplitudenmodulierte Mikrowellen bei Ratten die Homöostase im Gehirn beeinflussen und der Energiestatus im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Nahrungsaufnahme und der Körpergewichtsregulation spielt, nahmen die Forscher an, dass die Mobilfunkstrahlung auf die Energiehomöostase des Gehirns einwirkt und so die Nahrungsaufnahme beeinflusst.
Studiendesign und Durchführung
15 normalgewichtige junge Männer von 21 bis 29 Jahren (23,47 ± 0,68 Jahre, Body Mass Index (BMI) 22,62 ± 0,32) wurden 25 Minuten lang der maximalen Strahlung von 2 verschiedenen Mobiltelefonen ausgesetzt. Nachdem die Probanden 12 Stunden gefastet hatten erfolgte ein einfach-verblindeter, mit Scheinbestrahlung kontrollierter Cross-Over-Vergleich. Alle Teilnehmer absolvierten 3 Tests im Abstand von mindestens 2 Wochen: Telefon 1, Telefon 2 und Scheinbestrahlung.
Ergebnisse
Bei keinem der Teilnehmer zeigten die Basalwerte, die Werte nach 5-minütiger und 20-minütiger Bestrahlung in Blut und Serum signifikante Unterschiede. Erstaunlicherweise stieg bei 13 der 15 Probanden bei beiden Mobilfunkgeräten die Kalorienaufnahme hochsignifikant um 22–27 % gegenüber der Scheinbestrahlung an, hauptsächlich durch vermehrte Aufnahme von Kohlenhydraten. Bei Telefon 1 waren es 1152,2 ± 75,1 zu 941,6 ± 85,2 kcal (p=0,001) und beim 2. Telefon 1195,2 ± 79,3 kcal zu 941,6 ± 85,2 kcal (p=0,001).
Am Ende gab es zwischen den beiden Telefontypen keine signifikanten Unterschiede, auch die Bestimmung von Glucose im Blut, Insulin und C-Peptid im Serum ergab keine Unterschiede. Die Untersuchung der Nahrungsbestandteile ergab nach der Bestrahlung neben der erhöhten Aufnahme von Kohlehydraten an 2. Stelle mehr Proteine, die Fettzufuhr war als Trend nur bei Telefon 2 leicht erhöht.
Die Messungen des Energiegehaltes in den Gehirnzellen ergaben kurz nach der Bestrahlung kaum einen Unterschied zur Scheinbestrahlung, bei der die Werte über die ganze Zeit konstant blieben. Nach der 20-minütigen Bestrahlung jedoch stieg das ATP/Pi und PCr/Pi-Verhältnis stark an und erreichte bei 50 und 55 Minuten einen hochsignifikanten Anstieg unter der Mobilfunk-Bestrahlung, um dann stark abzufallen und bei 65 Minuten wieder anzusteigen.
Schlussfolgerungen
Die Daten dieser Studie an Menschen (junge Männer) zeigen, dass Mobilfunkstrahlung von 2 verschiedenen Telefon-Typen (900 MHz) die Kalorienaufnahme um 22 % und 27 % steigert, vor allem durch erhöhte Aufnahme von Kohlenhydraten. Die Ergebnisse decken sich mit Ergebnissen der wenigen bekannten Untersuchungen an Nagetieren. Auch wenn man Ergebnisse nicht direkt von Tierversuchen auf den Menschen übertragen kann, weil die Nagetiere Ganzkörperbestrahlung ausgesetzt wurden und die Tiere sich außerdem bewegen, deuten diese und frühere Ergebnisse darauf hin, dass Mobilfunkstrahlung ein möglicher beitragender Faktor zu übermäßigem Essen sein kann.
Andere Untersuchungen mit Kindern und Jugendlichen ergaben ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Computer- und Mobilfunknutzung und erhöhtem BMI. Das heißt, Hochfrequenzstrahlung könnte zur epidemischen Fettleibigkeit beitragen. Die Bedingungen der Mobilfunkbestrahlung hier sind mit 25 Minuten realistisch und haben keine Wärmewirkung zur Folge.
Einfluss auf Hirnfunktionen
Darüber hinaus wurden in diesem Experiment Veränderungen der Energie-Homöostase im Gehirn festgestellt. Der Anstieg des hochenergetischen Phosphatstoffwechsels nach Einwirken der Mobilfunkstrahlung könnte darauf hindeuten, dass der Glucosebedarf zur Aufrechterhaltung der Homöostase in den Nervenzellen erhöht ist. Das ergibt eine fundamentale Bedeutung für alle Hirnfunktionen, mit Einfluss auf mentale Gesundheit, Verhalten und auf weitere Organe.
Mögliche Störungen durch elektromagnetische Felder könnten daher einige allgemeine neurobiologische Wirkungen haben, die noch nicht überschaubar sind. Besonders Kinder und Jugendliche sind betroffen. Sie vom Beginn ihres Lebens der Strahlung ausgesetzt sind und deren Gehirn signifikant mehr Strahlung aufnimmt, die tiefer in das Gehirn eindringt, z. B. in den Hypothalamus.
Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. (IW)
Quelle: ElektrosmogReport März 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 1
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