Herz

Gefühle – Unser inneres Navigationssystem

Gefühle
© Jeanne Surmont

Viele Menschen wissen nicht, was Gefühle sind. Die meisten möchten unangenehme Gefühle schnell wieder los werden oder unterdrücken sie. Was hilft, ist die Bereitschaft, sie zu fühlen und sie als einen Aspekt unserer Selbst anzuerkennen. 

Immer wieder erlebe ich in meiner Praxis, dass viele gar nicht wirklich wissen, was Gefühle sind. Die meisten von uns sind damit beschäftigt, vor allem unangenehme Gefühle schnell wieder los zu werden oder gar zu unterdrücken. Wir kämpfen gegen Gefühle und haben das Vertrauen in sie verloren. Oft haben wir keine Ahnung, für was Gefühle überhaupt gut sein sollen. Also weg damit: mal eben eine Zigarette, schnell eine Süßigkeit oder den täglichen Dauerlauf. Vielleicht eine Flasche Bier und den Fernseher oder doch gleich ein paar Pillen.

Ganze Industriezweige leben davon, dass wir unserer Gefühlswelt wenig Beachtung schenken. Dazu kommt noch, dass wir nach berauschenden Gefühlen süchtig sind. Doch weder das Loswerden, noch das Festhalten von Gefühlen löst auf Dauer unsere Probleme. Was wirklich hilft, ist die Bereitschaft Gefühle zu fühlen und sie als einen Aspekt unserer Selbst anzuerkennen. Dabei ist es egal, ob es sich um ein unangenehmes oder angenehmes Gefühl handelt.

Was sind Gefühle?

Gefühle sind ein innerer Kompass, der uns durch das Leben führt. Sie haben stets eine wichtige Botschaft für uns. Gefühle sind ein Feedback-Mechanismus, der uns sofort etwas über unsere Wahrheit sagen kann. Wenn wir unsere Gefühle ignorieren, sind wir nicht im Kontakt mit uns selbst, und verwirken die Gelegenheit, etwas Wichtiges über uns zu erfahren. Auf einfachste Weise können uns unsere Gefühle sagen, was sich gut oder ungut anfühlt, stimmig oder unstimmig, wo Gefahr und Unsicherheit besteht.

Unsere Intuition drückt sich so über unsere Gefühle aus. Ein inneres Wissen, was der Verstand nicht erklären kann. Es sind unsere Gefühle, die unsere Erlebniswelt ausmachen. Hätte wir sie nicht, würde das Leben recht fad erscheinen. Wir würden nicht die Dinge tun, die uns Freude bereiten und keinen Wert auf Beziehungen legen. Wir würden auch nicht wissen, was wir uns im Leben wünschen und auch nicht wissen, was wir nicht möchten.

Wie kann ich mich meinen Gefühlen zuwenden?

Zunächst sollten Sie die Bereitschaft aufbringen, sich ihren Gefühlen zuzuwenden. Das heißt, bereit sein zu fühlen und nicht nur über Gefühle zu reden. Gefühle übersetzen sich zunächst als körperliche Empfindungen. Schauen Sie in ihren Körper. Was fällt Ihnen besonders auf? Vielleicht spüren Sie irgendwo Anspannung, Entspannung, Druck, Schmerz, Taubheit, Kälte, Wärme etc. Seien sie dort mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit anwesend. Versuchen sie nichts zu verändern, sondern wahrzunehmen, welche Symptome sich in ihrem Körper zeigen.

Welche Fragen kann ich stellen?

Sie können sich nun selbst fragen, wie sie sich fühlen oder welches Gefühl sich durch die körperlichen Empfindungen aufdrücken möchte. Vielleicht entdecken Sie, dass sie Angst haben. Vielleicht zeigt sich Wut oder sie fühlen sich traurig. Bleiben sie bei ihrem Gefühl und versuchen sie keinen Widerstand dagegen aufzubauen. Anschließend können Sie weiter fragen. Was möchte mir dieses Gefühl sagen? Warum fühle ich mich so? Auf diese Weise lernen Sie Ihr Gefühl oder den Teil von Ihnen kennen, der sich so fühlt.

Vielleicht wird die Botschaft ihrer Wut sein, dass jemand ihre Grenze missachtet und sie etwas dagegen unternehmen sollten. Möglicherweise zeigt Ihnen aber auch die Wut, dass darunter ein schmerzhaftes Gefühl sitzt, was endlich gefühlt werden möchte. Oder Ihre Angst macht Sie darauf aufmerksam, vorsichtig zu sein oder sich von einer bestimmten Situation zu distanzieren.

Nehmen Sie Ihre Gefühle ernst. Sie werden sehen, welches wertvolle innere Navigationssystem Sie besitzen und wie schön und erlösend es ist, Gefühle zu fühlen, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sie anzuerkennen. 

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Über Michaela Derstroff

Als Redakteurin beim Haus des Heilens möchte ich mit meinen Beiträgen zum Einklang zwischen Geist, Seele und Körper beitragen. Frei nach Paracelsus: „Der Arzt verbindet deine Wunden. Dein innerer Arzt aber wird dich gesunden. Bitte ihn darum, sooft du kannst.“