Kopflastigkeit und Bewegungsarmut können ihren Beitrag dazu leisten, dass wir uns als von unseren Gefühlen abgekoppelte Wesen wahrnehmen. Ein Mangel an Herzenswärme ist wiederum etwas, das verhindert, dass unsere Körper unsere optimale Körpertemperatur erreichen können.
Kopflastigkeit und Gefühlskälte hängen zusammen
Man kann ganz pragmatisch festhalten, dass Kopflastigkeit und Gefühlskälte oft Hand in Hand gehen. Im Gegensatz dazu haben es diejenigen Menschen oft einfacher, die erdverbunden sind und entsprechenden erdverbundenen Arbeiten nachgehen, sich der Welt und damit ihrer Umgebung mit etwas mehr Herz zu nähern. Selbstverständlich ist dies keine feste Regel. Es gibt genügend Ausnahmen, da andere Faktoren eine gewichtigere Rolle spielen können und damit für den nötigen Ausgleich sorgen. Dennoch möchte ich hier zwei Konsequenzen aus dem Gesagten nennen, die sich aus den Erfahrungen meiner Praxistätigkeit ziehen lassen.
Reduziert die Körpertemperatur
Ein bewegungsarmes Leben mit viel Kopftätigkeit, Stress und einer Umgebung, die von Elektrosmog geprägt ist, trägt viel dazu bei, dass sich unser Stoffwechsel sowie die allgemeine Körpertemperatur reduzieren. Wir sind von unserer Wesensart her immer noch vom Lebensstil der Jäger und Sammler geprägt. Deren Stoffwechsel war auf eine ausreichende Bewegung, viel frische Luft, Sonnenbestrahlung und Erdkontakt angewiesen und ist es eben immer noch. Dies mag uns gefallen oder nicht, und sicherlich blicken wir auf eine lange Evolution und kulturelle Entwicklung in vielen Bereichen zurück. Unsere Köper und damit unser Stoffwechsel leben, agieren und funktionieren immer noch ähnlich wie die Körper unserer Vorfahren in der Steinzeit.
Steinzeitgene
Die Weitergabe von genetischen Codes hält an, und die Codes selbst verändern sich innerhalb von 200 Generationen nur wenig. Dies entspricht in etwa 4000 Jahren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es ungefähr 60 000‒70 000 Jahre dauert, bis sich grundlegende genetische Prägungen verändert haben. Dem sollten wir beziehungsweise müssen wir Respekt zollen, wenn wir in optimaler Gesundheit leben wollen.
Wir haben also als Menschen noch eine lange Wegstrecke (50 000–60 000 Jahre) vor uns, bis wir uns vom Jäger und Sammler zu Menschen entwickelt haben, die andere grundsätzliche Veränderungen im Stoffwechsel, der Ernährung, Atmung oder Körpertemperatur als »natürlich« bezeichnen können. Das bedeutet im Übrigen nicht, dass wir auf
anderen Ebenen – geistig, kulturell, spirituell – keine großen Sprünge oder sogar Quantensprünge machen können und gemacht haben.
Keine Auszeiten mehr
In unserer Jäger-und-Sammler-Vergangenheit beschränkte sich unser Denken in diesen Zeiten auf ein paar strategische Vorgänge zur Jagd und den Austausch von Informationen über Sprache und Laute. Die heutige Informationsflut sowie die Erregbarkeit aller unserer Sinnesorgane überreizen gleichzeitig unser Gehirn und lenken unsere Energie dorthin. Damit geht der Fokus weg von unserem Körper.
Fernsehen, Arbeit, Spielen am Computer, Bedienen von Computer- Tablets und Smartphones, Lesen von Büchern und Zeitungen, Lernen und Studieren, endlose Gespräche oder Geplapper sowie Diskussionen, Fantasieren und Tagträume – kaum jemand gönnt sich Auszeiten in purem »Sein«, der Versenkung, der Meditation, der Stille und des schieren Tuns ohne Denken.
Menschliches Dasein schwindet
Unser menschliches Dasein schwindet mehr und mehr zugunsten des »Tuns und Machens«. Bewegung in der Natur, handwerkliche Tätigkeiten, Bildhauern, Malen, Schnitzen, Gartenarbeit. Es gibt viele Tätigkeiten, die ohne viel Denken stattfinden (können) und damit entspannend sind. Aber wie viel Zeit verwenden wir dafür?
Wer stolz darauf ist, sich zweimal in der Woche die Turnschuhe anzuziehen, muss sich dennoch bewusst sein, dass diesen zwei Stunden sportlicher Bewegung eine Anzahl von oft über 100 Stunden gegenüberstehen, die man mit Kopfarbeit – also Nerven- und Sinnesreizungen – und den entsprechenden Tätigkeiten verbringt.
Mal abschalten
Neulich brachte mir ein Patient eine Flasche Wein mit, einen Weißwein aus dem eigenen Weinberg, wie er nicht ohne Stolz verkündete. »Sie können sich gar nicht vorstellen wie entspannend und wie befriedigend die Arbeit in meinem Weinberg ist«, sagte er mir. »Nirgendwo kann ich so schnell und so gut abschalten wie mit dieser Arbeit mit meinen Reben. Umgeben von der Natur, ohne Lärm, ohne Beschallung, ohne denken und sprechen zu müssen.« – Es muss ja nicht unbedingt ein Weinberg sein. Eine Terrasse, ein Spaziergang, ein Balkon oder vielleicht Angeln erzielen dieselbe Wirkung.
Bewegung wärmt
Körperliche Bewegung ist gleichbedeutend mit der Bewegung des Blutes. Das Blut wird dank der Muskelkontraktionen durch die Gefäße geschleust und entlastet damit das Herz, das damit entsprechend weniger pumpen muss. Unser Blut transportiert Nährstoffe, Sauerstoff und eben auch Wärme durch unseren Körper. Jeder Mensch weiß, dass uns eine aktive Bewegung, aber auch eine passive Bewegung des Blutes, beispielsweise durch Massagen, Bürsten oder Abreibungen, wärmt. Wenn uns kalt ist, reiben wir uns die Hände. Kurz gesagt: Bewegung wärmt und kann damit einer Untertemperatur entgegenwirken.
Was hat dies alles mit Gefühlskälte zu tun?
Kopflastigkeit und Bewegungsarmut können ihren Beitrag dazu leisten, dass wir uns als von unseren Gefühlen abgekoppelte Wesen wahrnehmen. Ein Mangel an Herzenswärme ist wiederum etwas, das verhindert, dass unsere Körper unsere optimale Körpertemperatur erreichen können. Letztendlich ist die Herzenswärme ein Reservoir an Heilkraft. Die Verbindung von Gefühlen, Herzenswärme und Untertemperatur ist kein abgehobenes oder esoterisches Konzept, sondern beruht auf Beobachtungen, die ich im Laufe meines Lebens und meiner 30-jährigen Praxistätigkeit gemacht habe.
Umfangreiche Informationen zum Thema Untertemperatur finden Sie in den Büchern von Uwe Karstädt:
Lesen Sie die bisherigen Folgen zu den Ursachen von Untertemperatur: